Mittwoch, 29. Januar 2014

Mikado mit Strategie

Gewohnheiten sind schwer, zu durchbrechen. Manchmal haben wir sie uns mühsam auferlegt und dabei eine andere abgelegt. Manche begleiten uns schon ein Leben lang. Wenn ich immer schon Rechtshänder war, dann werde ich nicht einfach so Linkshänder. Wenn ich hauptsächlich auf der Couch rumlümmel, dann werde ich nicht am nächsten Tag die Welt retten. Wenn ich morgens zuerst den linken Fuß aufsetze, dann wird es mir zuwider sein, den rechten Fuß zuerst aufzusetzen.
Warum sollten wir auch? Der Mensch behält hauptsächlich Verhaltensweisen bei, die sich für ihn lohnen. Allgemein sind wir – bewusst oder unbewusst – immer auf unseren Vorteil aus. Auch wenn das einzige Pro-Argument darin besteht, dass es einfacher ist, unverändert weiter zu leben, so ist es doch ein Argument.
Leider verhindern Gewohnheiten Veränderungen, die mit Fortschritt einhergehen. Wenn ich zu ungesund esse, dann wird es schwer für mich sein, gesund zu essen.
Selbst wenn wir mit gutem Vorsatz an die Sache herangehen, steht uns das Problem im weg, dass eine Tätigkeit nicht nur Tätigkeit ist. Wir sind aufgewachsen, haben unser Leben gestaltet. Jeder kleine Teil davon ist nicht ein Teil für sich. Alles hängt miteinander zusammen. Kennen Sie das Spiel Mikado? Man nimmt Holzspieße zusammen, lässt sie fallen und versucht dann dem Haufen so viele wie möglich zu entnehmen, ohne andere dabei zu berühren. Haben Sie schon versucht, in der Mitte zu beginnen? Sie hätten so gut wie verloren. So ist es auch mit Gewohnheiten. Wenn Sie immer zuerst mit dem linken Fuß aufstehen, dann verbinden Sie damit ein bestimmtes Gefühl und bestimmte Bedingungen. Zum Beispiel, dass es Morgen ist oder dass der Tag jetzt beginnt. Wenn Sie nun zuerst mit dem rechten Fuß aufstehen, dann empfinden Sie anders und das löst eine Kettenreaktion aus. Ihr Morgen startet damit, dass sie – wenn auch nur für einen kurzen Augenblick – irritiert sind. Das sind vollkommen andere Konditionen und wenn die anders sind, dann führt das zu anderen Folgen.
Wir reagieren auf Veränderung mit Ablehnung. Das ist ganz natürlich. Etwas Unbekanntes ist plötzlich da und wir fühlen uns haltlos, unsicher, geraten vielleicht sogar in Panik. Was haben wir jetzt zu tun?! Das ist neu und wir müssen uns erst damit auseinandersetzen, bevor wir damit umgehen können.

Auch wenn es so scheint, ist das nicht die Ausrede schlechthin. Ich fühle mich unwohl bei Veränderung, also lass ich es. Nix da. Das Spiel Mikado ist nicht von vornherein verloren. Sie brauchen nur eine Spieltaktik. Beginnen Sie nicht mittendrin. Beginnen Sie mit den Holzspießen, die etwas weiter abseits liegen und arbeiten Sie sich vor. So ist das auch mit Gewohnheiten. Sie haben sich bisher immer ungesund ernährt und wollen sich ab morgen gesund ernähren? Nur noch heute sündigen und dann nie wieder? Das wird nicht funktionieren. Am Ende sind Sie nämlich nur eins: entmutigt. Versuchen Sie, ab jetzt eine Woche lange nur noch ein Stückchen Schokolade zu essen anstelle einer ganzen Tafel. Wenn es zwischendurch mal zwei sind, ist das auch nicht schlimm. Geben Sie nur nicht auf. Und wenn Sie das dann können, können Sie Gemüse in ihre Essgewohnheiten integrieren, indem Sie pro Tag eine Karotte essen. Gehen Sie Schritt für Schritt und die Veränderung zu einer neuen Gewohnheit liegt in absehbarer Nähe. Und haben Sie Verständnis mit sich selber. Rückschläge gehören dazu, bleiben Sie nur nicht stehen. 

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