Und der
Begriff, der eben noch auf meiner Zunge brannte, war mir
unwiderruflich entfallen. Eigenartig ist unser Gedächtnis. Stehen
wir vor einer roten Ampel und lassen unsere Gedanken willkürlich
kreisen oder liegen wir von Dunkelheit umhüllt vor dem Einschlafen
im Bett oder befinden wir uns inmitten eines öffentlichen Platzes,
ja, dann befallen uns die besten Ideen. Doch sitzen wir angewiesen
auf Einfälle vor einem leeren Blatt, dann bleibt es vermutlich auch
leer.
Manchmal
sind unsere Gedanken verblüffend genial. Halten wir sie jedoch nicht
augenblicklich fest, so werden wir nie wieder eine annähernd
vollkommene Version dessen verfassen können, das uns einst so
unverhofft befiel.
Vielleicht
hat das seinen Sinn. Bereits in der Antike stellten die Intelligenten
das naturwissenschaftliche Kausalgesetz auf, das besagt: „Kein Ding
entsteht planlos, sondern aus Sinn und Notwendigkeit.“
Vielleicht
verhält es sich mit dem Entschwinden so, wie mit der Entstehung.
Unser Einfall war möglicherweise gut, aber das geht doch noch
besser. Und so müssen wir das Unbrauchbare aufgeben, um dem
Großartigem Platz zu schaffen. Wodurch der Sinn und die
Notwendigkeit des Vergessens erklärt wäre.
Das
Große ist nun also da. Wir haben jedoch keinen Vergleich, da wir
vergessen mussten. An das Gute entsinnt sich keiner mehr, doch bleibt
es nachhallend als Erinnerung an das verlorengegangene Brillante
präsent.
So
verhält es sich also mit der Trauer um Vergessenes. Möglicherweise
ist diese jedoch umsonst. Denn ist es nicht löblich dem Wichtigem
auf diese Weise Entstehungsfreiraum zu gewähren?
Andererseits:
Wenn wir vergessen, können wir auch keinen Fortschritt erzielen.
Worauf sollen unsere entwickelten Einfälle aufbauen? Worauf ihre
Entwicklung begründen? So gesehen, kämen wir nicht voran.
Also
bedeutet Vergessen wohl doch einfach nur fehlerhaftes Menschsein. Und
ich dachte schon einen Grund gefunden zu haben, um nicht das beklagen
zu müssen, das nicht wieder zurückkehrt.
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