Wir sind
wie Kleinkinder, wollen ständig das Neue und Aufregende erleben,
möchten das Glitzern in unseren Augen und das Staunen in Form von
Gänsehaut spüren, wollen, dass uns hie und da ein Oh! und
Ah! Entschlüpft,
ohne, dass wir es verhindern könnten.
Kinder
sind scheinbar pausenlos in Bewegung und ihre Launen schlagen häufig
vom einen Extrem in das andere über. Man bringt dem nur eins
entgegen: Verständnislosigkeit. Wie kann man ununterbrochen
krabbeln, rennen, Purzelbäume schlagen und selbst noch beim Sitzen
die Füße baumeln lassen, wenn dem Erwachsenem nach dem Bezwingen
des Treppenhauses bereits die Puste ausgeht? Wie kann man brüllend
heulen und im nächsten Moment schon wieder den Bauch vor
Lachen halten, obwohl dem Erwachsenem bereits der Nerv für
ein falsches Wort fehlt?
Kinder
sind grenzenlos und haben somit von dem nichts, von dem wir zu viel
haben. Sie machen sich keine Gedanken darüber, ob sie fünf Mal um
den Block rennen können. Sie tun es einfach. Sie überlegen sich
auch nicht, ob sie genug Energie für ein weiteres Erlebnis haben. Im
Gegenteil. Sie sind wissbegierig und nehmen begeistert, intensiv und
ungefiltert all das auf, das für uns an Glanz und Gloria verloren
hat.
Rauben
wir uns selbst also das Aufregende und Freudvolle, das Intensive und
Farbenfrohe? Ist es unsere Person, der wir die Missetat aufbürden
sollten, und nicht der Alltag, der seinen guten Ruf einbüßen
musste?
Schließlich
staunen und staunen wir bis hin zu dem Punkt, an dem die Begeisterung
teilnahmsloser Gleichgültigkeit weicht und wir nicht mehr Regung
aufbringen können als ein lasches Schulterzucken. Wir meinen
angekommen zu sein in der Sackgasse der Eintönigkeit und weil wir
geradeaus stieren auf die Wand, die uns nicht weitergehen lässt,
erkennen wir nicht die zahllosen Fluchtmöglichkeiten in all die
anderen Richtungen. Meinetwegen fliehe hinauf, einfach über die
Mauer drüber, aber fliehe. Denn ein Schwarz-Weiß-Film, insbesondere
der des eigenen Lebens, hat noch nie mehr Freude aufwallen lassen als
ein leuchtender und schillernder Trailer, der Wirklichkeit zu
Realität werden lässt.
Für
Kinder ist alles neu, weswegen die zugehörige Aufregung sie ohne
Mühe begleitet. Erwachsene kennen sich aus, kennen schon vieles. Sie
lassen sich begeistern bis hin zu einem gewissen Punkt und dann
wollen sie nicht mehr albern sein, wollen gefasst und weltgewandt
wirken. Dabei könnten wir selbst in der banalsten
Selbstverständlichkeit eine grenzenlose Sensation erleben – wäre
da nicht der Verstand, der uns einfach nicht verstehen lassen will,
was wir doch dank unserer sagenhaften Standhaftigkeit längst
verstanden haben sollten.
Dabei
wollen wir doch erleben und sprachlos sein. Stattdessen beschweren
wir uns nur – im Endeffekt über uns selbst. Der Alltag ist
langweilig. Das Bekannte fad. Doch niemand möchte verändern und
so laufen wir morgens über die vereiste Straße, die nicht
gleichzeitig als funkelnder Sternenhimmel erscheinen möchte. Und so
liegen wir im Sommer auf der Wiese und schenken dem eindringlichen
Gesang umherschwirrender Hummeln keinerlei Gehör. Und so fallen wir
abends todmüde ins Bett ohne ein Seufzen erübrigen zu können, das
dem Verblüffendem des Lebens gewidmet wäre.
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