Dienstag, 11. März 2014

Die Grazie der Üppigkeit

Frauen wollen schön sein, begehrenswert. Sie wollen bewundert werden. Sie wollen bemerkt werden. Und sie wollen sich selbst gern haben.
Gemocht wird, was in ist. Und in ist man dann, wenn man der Mehrheit gefällt. Wenn man der Mehrheit gefällt, dann wird man bewundert dafür, denn nicht jeder ist in. Man fällt auf, wenn man nicht wie jeder ist, aber doch jedem gefällt. Und wenn man Bestätigung durch andere erfährt, dann ist man zufrieden mit sich und hat sich selbst gern.
Nun ist es so, dass der breiten Masse dünne Frauen gefallen. Nicht dürr, dünn. Wohl geformt, aber nicht zu muskulös. Schönheitsideale gehen mit der Zeit. Früher waren stark ausgefüllte Frauen begehrt, weil sie für Wohlstand und Fruchtbarkeit standen. Heute werden schmale, zierliche Frauen bevorzugt, weil sie in der scheinbar unkontrollierten Masse an zunehmender Untätigkeit und Fresssucht kontrolliert und stark wirken. Models, die Ideale verkörpern, wirken immer grazil, elegant, zierlich. Vielleicht springen darauf so viele Männer an, weil zusätzlich ihr Beschützerinstinkt geweckt wird.
Jedenfalls sind kurvenreiche Frauen nicht in. Sollten sie vielleicht. Sind sie aber nicht. Assoziiert werden sie mit Weiblichkeit, keine Frage. Wohl auch mit Attraktivität. Aber doch verbindet man mit ihnen Plumpheit, Schwere, Ungelenkigkeit, ganz sicher nicht Fitness, Energie oder Vitalität. Sie selbst ebenso. Und dann schauen sie in den Spiegel, nehmen all ihre Assoziationen tatsächlich wahr, fühlen bestätigt, dass sie nicht in, also auch nicht begehrt, bewundert, bemerkt sind und meinen, sich selbst nicht mögen zu können. Das nimmt Einfluss auf ihre Ausstrahlung. Ein Kreislauf beginnt.
Ich sage nicht, dass eine füllige Frau nicht anmutend sein kann. Sie kann. Nur wie?
Was wir nicht assoziieren, stempeln wir als unwichtig und gar gleichermaßen unmöglich ab. Nur weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass ein in die Breite gegangener Mensch nicht – oder so gut wie nie – grazil ist, formulieren wir daraus eine feste Regel. Das muss nicht sein.
Schönheit, Eindruck, Eleganz, Grazie, Anmut, Pracht sind alles unabhängige Eindrücke. Erst der Mensch verbindet sie mit Schmalgliedrigkeit oder Breite, Kürze oder Länge, Helligkeit oder Finsternis. Die Verbindung ist aber stets von der Person abhängig. Daraus lässt sich keine Regel formulieren.
Nun bleibt nur noch zu verinnerlichen, dass es niemals ein Ideal ist, das in ist. Es ist die Eigenschaft, die mit dem Ideal verbunden wird. Dünn ist gewollt, weil dünn Flexibilität, Fitness, Energie, Leichtigkeit verkörpert.
Wenn eine Frau also in sein möchte und begehrt, bewundert, bemerkt, dann muss sie nicht abnehmen. Sie muss das ausstrahlen, das angeblich nur durch das entsprechende Ideal ausgestrahlt werden kann.





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